aaalso, ich finde diese polemik gar nicht schlecht. im ersten teil finden sich ansatzweise treffende gesellschaftliche analysen, nur kommt der autor zu fragwürdigen schlüssen. seine argumentationen kann man auch positiv sehen. hab leider kein zeit, aber zu dem text lässt sich vieles schreiben - sicher nicht zu dem mist mit den burgern die echt schmecken - damit gebe ich mich nicht ab.

nur soviel für den anfang - dass der veganismus, in seiner politischen dimension (postanarchistische bewegung), dem kleinbürgertum entspringt, halte ich für richtig. nur ist es oft die omnivore elterngeneration, die diesem kleinbürgertum anhaftet. so sieht es glaube ich auch der autor. die menschen die nun vegan werden, sind oft bildungsaufsteiger oder entspringen tatsächlich dem kleinbürgertum.
kleinbürgertum, um das zu verdeutlichen, ist nicht gleich mittelschicht, wobei sie ein teil der mittelschicht ist. es gibt noch die "falsche mittelschicht" - kleine kaufmännische angestellte, facharbeiter usw., die es in der brd im laufe der 60er, 70er und 80er jahre für sich und ihre familien, zu unvorstellbarem, zuvor nie dagewesenem wohlstand gebracht haben (eigenes haus, urlaub, auto, bildungsperspektive für die kinder und damit eintritt in die mittelschicht und oder das kleinbürgertum für diese).
die zirkusproteste sind nicht lachhaft - ich hab großen respekt vor den leuten - nur strategisch ungeschickt, nach meiner meinung , wobei ich mir da auch nicht ganz sicher bin.
veganismus ist ja auch keine ideologie und schon gar nicht eine homogene gruppe. die veganer_innen mit libertärem hintergund sind ja nur ein teil der veganen bevölkerung.
bezogen auf die libertären unter den veganer_innen, so sind diese durchaus im bildungsbürgertum zu verorten - also grob aus der gleichen ecke wie alle linken/libertären strömungen.
die negative dialektik der kritsichen theorie der frankfurter schule, wurde kritisiert weil sie nur kritisierte, aber keine lösungen anbieten konnte - das war aber nie ihre aufgabe.
vegan lebende menschen werden nun kritisiert weil sie handeln

was ist daran falsch den konsumrausch der elterngeneration nicht unreflektiert zu übernehmen?
was ist daran falsch den eltern zu sagen - ich will kein auto, kein eigenes haus - ich scheiß drauf und ich trag meine hosen auch mit löchern und wenn sie auseinanderfallen dann werden sie eben geflickt.
und tierprodukte abzulehnen gehört hier eben auch dazu und ist, ausgehend von dieser logik, ein naheliegender schritt.
ich vermute der autor entspringt dem antideutschen spektrum, wahrscheinlich lehnt er auch fairtrade ab, trägt nike schuhe und trinkt coca cola. denn, ist klar - fairer handel trägt ja zum erhalt des kapitalistischen systems bei - wir müssen nur lange genug ausbeuterprodukte kaufen, dann werden sich die massen der ausgebeuteten arbeiter_innen und der kindersklaven schon irgenwann erheben und die revolution erfolgreich druchführen.
veganer_innen sind konterrevolutionäre!
das subkulkturen aus einem materiellen oder ideellen mangel entstehen, ist ein tatsache, auch dass sie in den mainstream "absacken" und diesen verändern und teil des systems werden. genau das ist doch aber die gesellschaftsverändernde kraft! die avantgarde fordert das maximale und die träge masse folgt langsam, auch wenn nur teilweise.
es gibt übrigens viele ehemalige tierschützer_innen, die mit libertär und so weiter nix am hut haben und erkannt haben, dass sie einen widersprich leben, wenn schweinschnitzel beim tierheimfest verzehrt werden. nicht wenige wurden vegan und nicht wenige von diesen durch die konfrontation mit veganen spinnern.
